SEXUALISIERTE GEWALT IM SPORTVEREIN - BEI UNS NICHT !!!
In Sportvereinen wird täglich durch engagierte, kompetente und verantwortungsvolle Gestaltung des Kinder- und Jugendsportangebots und des Vereinsalltags die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen unterstützt und Selbstbewusstsein sowie gleichzeitig Achtung und Respekt füreinander vermittelt.
Der organisierte Sport trägt dabei eine hohe Verantwortung für das Wohlergehen aller Engagierten und Aktiven. Dazu gehört auch die Motivation sich für den Schutz vor sexualisierter Gewalt einzusetzen.
Der TV Feldkirchen, der sich um Aufklärung und Qualifizierung in diesem Bereich bemüht, Präventionsmaßnahmen bei der Einstellung neuer Mitarbeiter/-innen umsetzt und sich für Transparenz im Kinder- und Jugendsport einsetzt, nutzt sein Potenzial, eine Kultur der Aufmerksamkeit zu fördern. Er gibt damit ein Qualitätsversprechen ab und zeigt, dass ihm das Wohlbefinden der Schutzbefohlenen sehr wichtig ist.
PSG - Gewaltprävention
DAMIT ERST GAR NICHTS PASSIERT - KATHRIN HANSES ÜBER GEWALTPRÄVENTION IM TURNVEREIN FELDKIRCHEN
Der TV Feldkirchen hat jetzt zwei Präventionsbeauftragte für Fragen der sexualisierten Gewalt:
Kathrin Hanses:
Die 42-Jährige ist Mutter von vier Kindern im Alter von acht bis 16 Jahren, freiberufliche Hebamme, Traumapädagogin und Trainerin der Bambini-Ringer.
Jörg Knierim:
Im Interview mit Kathrin Gerlach vom OVB erklärt Kathrin Hanses, wie Sie im und mit dem Sportverein Kinder und Erwachsene schützen will.
Wozu braucht ein Sportverein eine Beauftragte für Fragen der sexualisierten Gewalt?
Kathrin Hanses: In Deutschland hat jeder achte Erwachsene in seiner Kindheit oder Jugend sexuelle Gewalt erlitten. In jeder Klasse sitzen heute mindestens zwei Kinder, die sexuelle Gewalt kennen. Etwa 50 Prozent der Übergriffe finden im sozialen Nahraum statt, zu dem auch Vereine gehören. Sportvereine sind keine Insel. Das heißt: Täter und Opfer leben auch unter uns. Wir kennen sie, und haben mit ihnen zu tun. Man darf es nicht totschweigen: Fakt ist. Wir haben es in der gesamten Gesellschaft, und wir können etwas dagegen tun.
Sind Ihnen Vorfälle im TV Feldkirchen bekannt?
Kathrin Hanses: Nein. Und das soll auch so bleiben. Spitzenverbände sind dazu verpflichtet, einen Beauftragten und ein Schutzkonzept gegen sexualisierte Gewalt zu haben. Wir machen es freiwillig, denn wir möchten verhindern, dass es irgendwann zu Übergriffen kommt.
Wie wollen Sie sexuelle Gewalt unterbinden?
Kathrin Hanses: Durch Prävention, durch Schutzkonzepte, umfassende Aufklärung, geduldige Erziehung und natürlich Vorbild. Das hört sich erst einmal nach viel Arbeit an, aber es schützt die Kinder und auch die Übungsleiter und Trainer dauerhaft.
Was gehört dazu?
Kathrin Hanses: Ein Ehrenkodex beispielsweise, den jeder Übungsleiter unterschreibt. Es gibt Regeln für Einzeltrainings, Situationen in Duschen und Umkleiden, für Trainingslager oder die Mitnahme von Kindern in Fahrzeugen. Wir klopfen an, wenn wir die Räume der Kinder betreten. Wir erklären, wenn wir sportliche Hilfeleistungen geben, was wir warum tun. Wir achten auf die Signale der Kinder. Das heißt, wir erziehen das Kind behutsam auch dazu, seine eigenen Grenzen klar zu definieren. Wir beobachten auch die Interaktion der Kinder und Jugendlichen. Das gibt ihnen und uns Sicherheit. Alle Übungsleiter werden diesbezüglich geschult.
Das klingt kompliziert…
Kathrin Hanses: Aber nur am Anfang, weil dieser respektvolle, achtsame Umgang miteinander zur Normalität wird.
Ist das nicht eine pauschale Verdächtigung aller Übungsleiter?
Kathrin Hanses: Nein, denn auch sie werden künftig besser geschützt sein, weil ihnen die Regeln einen sicheren Arbeitsrahmen geben. Beispielsweise dadurch, dass wir nie allein mit einem Kind in einem Raum sind. Einzeltrainings werden mit den Eltern vorher abgestimmt. Sie finden bei offenen Türen statt, es gilt das Mehr-Augen-Prinzip. So gewährleisten wir Transparenz. Sollte es offene Fragen geben, werden diese vorab mit den Eltern und der Präventionsbeauftragten besprochen. So schaffen wir ein sicheres Umfeld und versuchen auch, mögliche falsche Verdächtigungen von vornherein auszuschließen.
Wie sind Sie dem Thema der sexualisierten Gewalt begegnet?
Kathrin Hanses: In meiner Arbeit als Hebamme. Ich habe mich anfangs oft gefragt, warum es Frauen gibt, die sich vor Berührungen scheuen, die nicht natürlich gebären oder stillen wollen. Deshalb habe ich mich mit Traumata beschäftigt, zur traumasensiblen Hebamme qualifiziert und schließlich in Innsbruck Traumapädagogik mit traumazentrierter Fachberatung studiert. Diese Arbeit liegt mir wirklich sehr am Herzen.
Wie geben Sie Ihr Wissen weiter?
Kathrin Hanses: Ganz behutsam in meiner Arbeit als Hebamme. Ich unterrichte gemeinsam mit dem Team der Hebammenpraxis Feldkirchen Sexualkunde in den vierten Klassen. Wir erklären den Kindern beispielsweise, was Liebe ist, wo ihre Grenzen sind, welche Berührungen gut und welche bedenklich sind. Zudem biete ich Fortbildungen für Kollegen und gynäkologische Praxen an.